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Selbstbestimmt leben bei Betreuungsbedarf

  • Demenz ist eine Beeinträchtigung, die von einer milden Merkfähigkeitsstörung bis hin zu einer schweren kognitiven Behinderung reichen kann. Selbst, wenn wir an Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen denken, also mittel bis sehr weit fortgeschrittene Verläufe: Aus langjähriger Erfahrung können wir sagen, dass diese kognitiven Einschränkungen fast nie bedeuten, dass ein Mensch gar nicht mehr spürt, was er in einem bestimmten Moment möchte oder nicht möchte. Der eigene Wille und Geschmack gehen so gut wie nie verloren. Es kann sein, dass Weitblick oder die Fähigkeit, Zusammenhänge und Kausalitäten zu erfassen, abnehmen. Dennoch ist es in jedem Stadium der Demenz immer möglich, Selbstbestimmung und Mitbestimmung gemeinsam mit den Betreuten zu realisieren. 
  • Nach unserem Ermessen ist eine möglichst große Freiheit von Zwang und freiheitsbeschränkenden Maßnahmen eine weitere Voraussetzung für Selbstbestimmung; also der sehr reflektierte und kontrollierte Umgang mit „Schutz“ seitens aller Betreuenden (nur das „fremdbestimmen“, was unvermeidbar und nicht durch gelindere Mittel zu ersetzen ist; es gibt seit geraumer Zeit in Österreich gesetzliche Vorgaben zur Regulierung „freiheitsbeschränkender Maßnahmen”!)

Nur nebenbei: gerade die Aufgabe der „Versorgung“, z.B. auf der Ebene der Ernährung,  nach unserem Ermessen besonders engagiert und bewusst erfolgen: Denn nur, wer möglichst fit ist, kann sich gut für die eigenen Angelegenheiten einsetzen. Etwa: eiweiß- und vitaminreiche frische Nahrung gerade für Hochbetagte oder Menschen mit Demenz statt täglich süßes Abendessen. Denn: Zucker beeinflusst die Merkfähigkeit ungünstig. Oder: Gelingt es, dass jemand, der hochaltrig und dement ist, genug Flüssigkeit aufnimmt? Z.B. herausfinden, was und wie die Person gerne trinkt, was sie noch selbstständig kann und was nur mehr mit Anleitung/ Unterstützung?

Aber auch auf der psychosozialen Ebene: je mehr Defizite bei einem Menschen vorliegen, desto mehr ist er abhängig von einem förderlichen Umfeld, das seine Befindlichkeiten und Bedürfnisse achtsam „lesen“ kann und aktiv Angebote setzt.

  • Was noch zur Selbstbestimmung gehört: Eigeninitiativen im Rahmen der körperlichen und geistigen Möglichkeiten werden nicht nur geduldet, sondern besser noch gefördert und verstärkt.   

  • “Demenzbetreuung selbstbestimmt” glaubt, dass diejenige oder derjenige Selbstbestimmung fördernd betreuen kann, die oder der Menschen mit Demenz bzw. mit gesundheitlichen kognitiven Beeinträchtigungen als Personen betrachtet, die selbst in den fortgeschrittensten Stadien Bedürfnisse auf allen Ebenen des Menschseins haben (seelisch, sozial, intellektuell, kulturell, etc.).  – Wir glauben nämlich, dass umgekehrt die Erwartungshaltung, dass ein betreuungsbedürftiger Mensch dankbar und demzufolge auch devot, aber wenigstens unkompliziert sein sollte, einer der Gründe ist, warum Psychopharmaka viel zum Einsatz kamen in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Darüber hinaus sind es nach unserem Ermessen auch Mängel in den kommunikativen und sozialen Kompetenzen, wenig Bereitschaft zu Flexibilität von Betreuenden sowie ggf. auch von deren Vorgesetzten, die dazu drängen Menschen mit Demenz gefügig machen zu wollen. 

Im Folgenden werden einige wesentliche Aspekte behandelt, wie Betreuungsqualität bzw. qualitätsvolle Betreuung sowie die Wertschätzung und die Förderung von Selbstbestimmung der betreuten Person einander wechselseitig positiv verstärken bzw. umgekehrt negativ beeinflussen können: